Das Thema Longevity – also die Wissenschaft von der gesunden Langlebigkeit – wächst rasant und bringt viele neue Begriffe mit sich. Ob aus der Medizin, Ernährungswissenschaft, Psychologie oder aus der Hotel- und Spa-Praxis: Wer den Überblick behalten möchte, stößt schnell auf eine Vielzahl von Fachausdrücken. Genau hier setzt unser Longevity Glossar an.

Es erklärt die wichtigsten Begriffe klar, verständlich und wissenschaftlich fundiert – von A wie Autophagie über B wie Blue Zones bis Z wie Zellregeneration. Damit erhalten Sie nicht nur eine schnelle Orientierung, sondern auch wertvolle Impulse für die praktische Anwendung im Alltag oder in der Gesundheitsprävention. Grundsätzlich gilt:

Die Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung. Bei Interesse an den Themen sollte vorab und während einer Durchführung immer eine ärztliche Konsultation erfolgen.

Das Glossar wird laufend erweitert und aktualisiert, sodass Sie jederzeit die neuesten Konzepte und Trends rund um Longevity im Blick haben.

Sirtuine

Sirtuine

Sirtuine sind eine Familie von sieben Enzymen (SIRT1-SIRT7), die als "Langlebigkeits-Gene" bezeichnet werden und eine zentrale Rolle bei der Regulation von Alterungsprozessen spielen. Diese NAD+-abhängigen Deacetylasen kontrollieren fundamentale Zellfunktionen wie DNA-Reparatur, Stoffwechsel, Entzündungsreaktionen und Stressresistenz. Sirtuine wurden berühmt, als Forscher entdeckten, dass sie durch Kalorienrestriktion aktiviert werden und zur Lebensverlängerung in verschiedenen Organismen beitragen. Für die Longevity-Forschung sind sie von zentraler Bedeutung, da sie beweisen, dass Altern ein beeinflussbarer Prozess ist und gezielte Interventionen die Gesundheitsspanne verlängern können.

Definition: Sirtuine sind NAD+-abhängige Enzyme, die als molekulare "Schalter" für Longevity-Programme fungieren und durch Regulation von Genexpression, Stoffwechsel und zellulärer Reparatur gesundes Altern fördern.

Key Facts

  • Sieben Varianten: SIRT1-SIRT7 mit unterschiedlichen Funktionen und Zellbereichen
  • NAD+-Abhängigkeit: Benötigen NAD+ als Coenzym für ihre enzymatische Aktivität
  • Evolutionär konserviert: Von Bakterien bis zum Menschen vorhanden - ein Zeichen ihrer Wichtigkeit
  • Kalorienrestriktion-aktiviert: Werden durch Nahrungsreduktion und Fasten hochreguliert
  • Multifunktional: Regulieren Stoffwechsel, DNA-Reparatur, Entzündung und Zellschutz
  • Therapeutisches Potenzial: Zielstrukturen für Anti-Aging-Interventionen

Wissenschaftlicher Hintergrund

Mechanismus und Funktion

Sirtuine funktionieren als Protein-Deacetylasen, die Acetylgruppen von Histonen und anderen Proteinen entfernen und dadurch deren Aktivität modulieren. SIRT1, das am besten erforschte Sirtuin, reguliert über 100 verschiedene Proteine und aktiviert Longevity-Programme wie verbesserte DNA-Reparatur, erhöhte Stressresistenz und optimierte Mitochondrienfunktion. Die verschiedenen Sirtuine haben spezifische Aufgaben: SIRT1 wirkt im Zellkern, SIRT3-5 in den Mitochondrien, SIRT6 bei der DNA-Reparatur und SIRT7 bei der ribosomalen Biogenese.

NAD+-Abhängigkeit und Regulation

Sirtuine sind einzigartig abhängig von NAD+ (Nicotinamidadenindinukleotid), wodurch sie als zelluläre "Energiesensoren" fungieren. Bei niedrigem Energiezustand (hohem NAD+/NADH-Verhältnis) werden sie aktiviert und schalten Überlebensprogramme an. Diese Kopplung erklärt, warum Kalorienrestriktion und Fasten Sirtuine aktivieren – der Körper interpretiert den Energiemangel als Signal, in den "Überlebensmodus" zu wechseln.

Evidenzlage

Studien zeigen, dass Sirtuin-Aktivierung in verschiedenen Modellorganismen die Lebensspanne verlängert. Beim Menschen korrelieren höhere SIRT1-Spiegel mit besserer metabolischer Gesundheit, reduzierter Entzündung und verringertem Risiko für altersbedingte Erkrankungen. Klinische Studien mit Sirtuin-Aktivatoren wie Resveratrol zeigen vielversprechende, aber gemischte Ergebnisse.

Praxisrelevanz für Longevity

Sirtuine sind zentral für die Longevity-Bewegung, da sie beweisen, dass Altern nicht unvermeidlich ist, sondern durch gezielte Interventionen beeinflusst werden kann. Sie erklären auf molekularer Ebene, warum Kalorienrestriktion und intermittierendes Fasten lebensverlängernd wirken. Für die praktische Anwendung bieten sie konkrete Ansatzpunkte: durch Lebensstilmaßnahmen und Nahrungsergänzung lässt sich ihre Aktivität steigern. Sirtuine verbinden verschiedene Longevity-Strategien (Ernährung, Bewegung, Nahrungsergänzung) auf molekularer Ebene und machen ihre Wirkung wissenschaftlich erklärbar.

Konkrete Handlungstipps:  Die Durchführung sollte nur nach ärztlicher Beratung stattfinden

  • Intermittierendes Fasten: Praktizieren Sie 16:8- oder 24-Stunden-Fastenzyklen zur natürlichen Sirtuin-Aktivierung
  • Kalorienrestriktion: Reduzieren Sie gelegentlich die Kalorienzufuhr um 20-30% (unter ärztlicher Beratung)
  • Resveratrol-Supplementierung: Erwägen Sie 250-500mg täglich, vorzugsweise in liposomaler Form
  • NAD+-Precursor: Nehmen Sie NMN oder NR zur Verbesserung der NAD+-Verfügbarkeit
  • Polyphenol-reiche Ernährung: Integrieren Sie Beeren, dunkle Schokolade, grünen Tee und Rotwein (in Maßen)
  • Kältetherapie: Nutzen Sie kalte Duschen oder Eisbäder zur Sirtuin-Aktivierung durch Hormesis
  • Ausdauersport: Betreiben Sie regelmäßig moderates Cardio-Training zur SIRT1-Hochregulation

Forschung & Projekte

Die Sirtuin-Forschung entwickelt sich rasant weiter. Pharmaunternehmen entwickeln potentere Sirtuin-Aktivatoren wie SRT1720 und SRT2104. Die Forschung konzentriert sich auf gewebespezifische Sirtuin-Modulatoren und die Rolle einzelner Sirtuine bei verschiedenen Alterungsprozessen. Neue NAD+-Booster werden erforscht, und die Kombination von Sirtuin-Aktivatoren mit anderen Longevity-Interventionen wird untersucht. Klinische Studien testen Sirtuin-modulierende Therapien bei Diabetes, Neurodegeneration und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Verwandte Glossarbegriffe

Quellen & Hinweise

  • Guarente, L. (2011). Sirtuins, aging, and medicine. New England Journal of Medicine, 364(23).  - DOI: 10.1056/NEJMra1100831 
  • Bonkowski, M.S. & Sinclair, D.A. (2016). Slowing ageing by design: the rise of NAD+ and sirtuin-activating compounds. Nature Reviews Molecular Cell Biology, 17(11). - DOI: 10.1038/nrm.2016.93
  • Imai, S. & Guarente, L. (2014). NAD+ and sirtuins in aging and disease. Trends in Cell Biology, 24(8). - DOI: 10.1016/j.tcb.2014.04.002