Das Thema Longevity – also die Wissenschaft von der gesunden Langlebigkeit – wächst rasant und bringt viele neue Begriffe mit sich. Ob aus der Medizin, Ernährungswissenschaft, Psychologie oder aus der Hotel- und Spa-Praxis: Wer den Überblick behalten möchte, stößt schnell auf eine Vielzahl von Fachausdrücken. Genau hier setzt unser Longevity Glossar an.

Es erklärt die wichtigsten Begriffe klar, verständlich und wissenschaftlich fundiert – von A wie Autophagie über B wie Blue Zones bis Z wie Zellregeneration. Damit erhalten Sie nicht nur eine schnelle Orientierung, sondern auch wertvolle Impulse für die praktische Anwendung im Alltag oder in der Gesundheitsprävention. Grundsätzlich gilt:

Die Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung. Bei Interesse an den Themen sollte vorab und während einer Durchführung immer eine ärztliche Konsultation erfolgen.

Das Glossar wird laufend erweitert und aktualisiert, sodass Sie jederzeit die neuesten Konzepte und Trends rund um Longevity im Blick haben.

NAD+

NAD+ Kurzbeschreibung 

NAD+ (Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid) ist ein essenzielles Coenzym in jeder Zelle des Körpers. Es spielt eine Schlüsselrolle im Energiestoffwechsel, unterstützt die DNA-Reparatur und reguliert wichtige Signalwege, die für Zellgesundheit und Alterung relevant sind. Mit zunehmendem Alter sinken die NAD+-Spiegel, was mit Funktionsverlusten und altersbedingten Erkrankungen in Verbindung gebracht wird.

Definition: NAD+ ist ein lebenswichtiges Coenzym, das Energieproduktion, DNA-Reparatur und zelluläre Signalwege steuert und eng mit gesundem Altern verknüpft ist.

Key Facts

  • NAD+ ist in jeder Körperzelle vorhanden und unverzichtbar für den Energiestoffwechsel.
  • Die NAD+-Spiegel sinken ab dem mittleren Lebensalter deutlich (um etwa 50% zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr).
  • Niedrige NAD+-Werte sind mit mitochondrialer Dysfunktion und beschleunigter Alterung verbunden.
  • NAD+ ist Co-Faktor für langlebigkeitsrelevante Enzyme wie Sirtuine (SIRT1-7) und PARPs (DNA-Reparaturenzyme).
  • Strategien zur Erhöhung von NAD+ werden intensiv erforscht, wobei Vorstufen wie NMN (Nicotinamid-Mononukleotid) oder NR (Nicotinamid-Ribosid) im Fokus stehen.

Wissenschaftlicher Hintergrund

Mechanismus

NAD+ fungiert als Elektronenüberträger in zentralen Stoffwechselwegen wie Glykolyse, Citratzyklus und Atmungskette. Als Cofaktor für über 400 enzymatische Reaktionen ermöglicht es die effiziente Energieproduktion in Form von ATP. Zusätzlich dient NAD+ als Substrat für Sirtuine, die Proteine deacetylieren und dadurch Genexpression sowie Stoffwechselprozesse regulieren.

Messung / Biomarker

NAD+-Spiegel lassen sich mittlerweile durch etablierte LC-MS/MS-Verfahren im Blut, Urin oder Gewebe messen. Internationale Standards für die Analytik werden derzeit entwickelt. In der Forschung werden NAD+/NADH-Ratios als Marker für metabolische Gesundheit und zelluläre Energieproduktion verwendet. Typische Referenzwerte im Plasma liegen bei gesunden Erwachsenen zwischen 20-40 μM.

Evidenzlage

Präklinische Studien: Umfangreiche Tier- und Zellstudien zeigen konsistent, dass höhere NAD+-Spiegel mit längerer Lebensspanne, besserer mitochondrialer Funktion, reduzierter Entzündung und weniger DNA-Schäden einhergehen.

Klinische Studien beim Menschen: Erste randomisierte, kontrollierte Studien mit NAD+-Vorstufen wie NR und NMN zeigen vielversprechende Ergebnisse bezüglich Biomarkern der Zellgesundheit, Energiestoffwechsel und kognitiver Funktion. Die Studienlage beim Menschen ist jedoch noch begrenzt und langfristige Effekte auf gesunde Lebensspanne müssen in größeren, längerfristigen Studien eindeutig belegt werden.

Praxisrelevanz für Longevity

NAD+ steht im Zentrum aktueller Longevity-Forschung. Ein ausreichender NAD+-Spiegel ist entscheidend für Zellgesundheit, Energieproduktion und die Aktivität von Sirtuinen – Enzymen, die eng mit Langlebigkeit verknüpft sind. Mit fortschreitendem Alter fällt der NAD+-Spiegel natürlicherweise ab, wodurch Präventionsstrategien wie Bewegung, Ernährung und evidenzbasierte Supplementierung in den Fokus der Longevity-Medizin rücken.

Konkrete Handlungstipps / Takeaways – Durchführung nur nach ärztlicher Beratung

  • Regelmäßige körperliche Aktivität (besonders Ausdauertraining) steigert NAD+-Produktion über die Aktivierung von AMPK und PGC-1α.
  • Kalorienrestriktion oder Intervallfasten fördern die NAD+-Synthese durch Aktivierung der Salvage-Pathway.
  • Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum, da dieser NAD+-Speicher durch verstärkte NADH-Bildung belastet.
  • Supplemente wie NR oder NMN zeigen in ersten Studien Potenzial, sollten jedoch aufgrund begrenzter Langzeitdaten nur nach ärztlicher Beratung und individueller Nutzen-Risiko-Abwägung eingenommen werden.
  • Qualitativ hochwertiger Schlaf unterstützt die NAD+-abhängigen Reparaturmechanismen und zirkadiane Rhythmen.
  • Antioxidantienreiche Ernährung mit Tryptophan und Niacin-Vorstufen unterstützt die endogene NAD+-Synthese.

Forschung & Projekte

Aktuell laufen über 50 klinische Studien zu NAD+-Vorstufen wie NMN, NR und anderen NAD+-Boostern, insbesondere im Kontext von Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, metabolisches Syndrom), neurodegenerativen Krankheiten (Alzheimer, Parkinson) und altersbedingtem Funktionsverlust. Forschungsprojekte der internationalen Longevity-Community prüfen systematisch den Einfluss von NAD+-Interventionen auf gesunde Lebensspanne, Biomarker des Alterns und präventive Medizin.

Glossar Verknüpfungen / Related Terms

Quellen & Hinweise

  • Imai, S. & Guarente, L. (2014). NAD+ and sirtuins in aging and disease. Trends in Cell Biology, 24(8), 464-471. DOI: 10.1016/j.tcb.2014.04.002
  • Verdin, E. (2015). NAD+ in aging, metabolism, and neurodegeneration. Science, 350(6265), 1208-1213. DOI: 10.1126/science.aac4854
  • Yoshino, J., et al. (2018). Nicotinamide mononucleotide, a key NAD+ intermediate, treats the pathophysiology of diet- and age-induced diabetes in mice. Cell Metabolism, 27(4), 860-872. DOI: 10.1016/j.cmet.2018.02.007
  • Elhassan, Y. S., et al. (2019). Nicotinamide riboside augments the aged human skeletal muscle NAD+ metabolome. Cell Reports, 28(7), 1717-1728. DOI: 10.1016/j.celrep.2019.07.043
  • Lautrup, S., et al. (2019). NAD+ in brain aging and neurodegenerative disorders. Cell Metabolism, 30(4), 630-655. DOI: 10.1016/j.cmet.2019.09.001

Hinweis: Die Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung. Bei Interesse an NAD+-Supplementierung sollte vorab eine ärztliche Konsultation erfolgen.