Das Thema Longevity – also die Wissenschaft von der gesunden Langlebigkeit – wächst rasant und bringt viele neue Begriffe mit sich. Ob aus der Medizin, Ernährungswissenschaft, Psychologie oder aus der Hotel- und Spa-Praxis: Wer den Überblick behalten möchte, stößt schnell auf eine Vielzahl von Fachausdrücken. Genau hier setzt unser Longevity Glossar an.

Es erklärt die wichtigsten Begriffe klar, verständlich und wissenschaftlich fundiert – von A wie Autophagie über B wie Blue Zones bis Z wie Zellregeneration. Damit erhalten Sie nicht nur eine schnelle Orientierung, sondern auch wertvolle Impulse für die praktische Anwendung im Alltag oder in der Gesundheitsprävention. Grundsätzlich gilt:

Die Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung. Bei Interesse an den Themen sollte vorab und während einer Durchführung immer eine ärztliche Konsultation erfolgen.

Das Glossar wird laufend erweitert und aktualisiert, sodass Sie jederzeit die neuesten Konzepte und Trends rund um Longevity im Blick haben.

Biogerontologie

Biogerontologie und Longevity

Die Biogerontologie ist der Teilbereich der Gerontologie, der sich spezifisch mit den biologischen Grundlagen des Alterungsprozesses beschäftigt. Sie erforscht die molekularen, zellulären und physiologischen Mechanismen, die dem Altern zugrunde liegen, um zu verstehen, warum und wie Organismen altern. Diese Disziplin ist zentral für die Longevity-Forschung, da sie die wissenschaftliche Basis für interventionelle Ansätze zur Verlangsamung oder Umkehrung von Alterungsprozessen schafft. Durch das Verständnis der fundamentalen Biologie des Alterns entwickelt sie Strategien für gesundes Altern auf zellulärer und molekularer Ebene.

Definition: Biogerontologie ist die biologische Wissenschaft des Alterns, die die molekularen und zellulären Mechanismen des Alterungsprozesses erforscht und therapeutische Ansätze für gesundes Altern entwickelt.

Key Facts

  • Molekularer Fokus: Untersucht Alterung auf DNA-, Protein- und Zellebene
  • Experimentell orientiert: Nutzt Modellorganismen wie C. elegans oder Fruchtfliegen
  • Therapeutisches Potenzial: Entwickelt Anti-Aging-Interventionen und Geroprotektiva
  • Interdisziplinär: Verbindet Molekularbiologie, Biochemie, Genetik und Physiologie
  • Translational: Überführt Grundlagenforschung in klinische Anwendungen
  • Rapid entwickelnd: Eines der am schnellsten wachsenden Forschungsfelder der Biologie

Wissenschaftlicher Hintergrund

Mechanismus und Forschungsansätze

Die Biogerontologie identifizierte die zwölf "Hallmarks of Aging" als fundamentale biologische Prozesse des Alterns: genomische Instabilität, Telomerverkürzung, epigenetische Alterationen, Verlust der Proteostase, gestörte Nährstoffsensorik, mitochondriale Dysfunktion, zelluläre Seneszenz, Stammzellerschöpfung, veränderte interzelluläre Kommunikation, chronische Inflammation, gestörte Autophagie und Mikrobiom-Dysbiose. Diese Mechanismen sind miteinander vernetzt und verstärken sich gegenseitig im Alterungsprozess.

Messung und Biomarker

Biogerontologen entwickeln präzise Messmethoden für biologisches Altern, darunter epigenetische Uhren (DNA-Methylierungsmuster), Proteomanalysen, mitochondriale Funktionsmarker und zelluläre Seneszenz-Indikatoren. Moderne Technologien wie Single-Cell-Sequenzierung und Multi-Omics-Ansätze ermöglichen es, Alterungsprozesse auf zuvor unerreichter Detailgenauigkeit zu analysieren.

Evidenzlage

Durchbrüche in der Biogerontologie zeigen, dass Alterung ein manipulierbarer Prozess ist. Experimente mit Kalorienrestriktion, mTOR-Hemmung, Senotherapeutika und NAD+-Boostern demonstrieren in Modellorganismen signifikante Verlängerung der Lebensspanne. Erste klinische Studien mit Geroprotektiva wie Metformin, Rapamycin und Senolytics zeigen vielversprechende Ergebnisse beim Menschen.

Praxisrelevanz für Longevity

Die Biogerontologie ist das wissenschaftliche Herzstück der Longevity-Bewegung. Sie liefert das mechanistische Verständnis dafür, welche biologischen Prozesse das Altern antreiben und wie diese beeinflusst werden können. Durch die Identifikation spezifischer Zielstrukturen ermöglicht sie die Entwicklung gezielter Interventionen – von Nahrungsergänzungsmitteln bis hin zu pharmakologischen Therapien. Die Biogerontologie unterscheidet zwischen unvermeidlichen Alterungsaspekten und beeinflussbaren pathologischen Prozessen und schafft damit die Grundlage für evidenzbasierte Anti-Aging-Strategien.

Konkrete Handlungstipps: Die Durchführung sollte nur nach ärztlicher Beratung stattfinden

  • NAD+-Optimierung: Nutzen Sie NAD+-Precursor wie NMN oder NR zur Unterstützung der mitochondrialen Funktion
  • Autophagie-Förderung: Praktizieren Sie intermittierendes Fasten zur Aktivierung zellulärer Reinigungsprozesse
  • Seneszenz-Reduktion: Integrieren Sie senolytische Lebensmittel wie Quercetin und Fisetin in Ihre Ernährung
  • mTOR-Modulation: Reduzieren Sie gelegentlich Proteinzufuhr und praktizieren Sie Kalorienrestriktion
  • Antioxidative Unterstützung: Ergänzen Sie gezielt mit wissenschaftlich validierten Antioxidantien
  • Biomarker-Monitoring: Lassen Sie regelmäßig biogerontologische Marker wie biologisches Alter bestimmen

Forschung & Projekte

Die aktuelle biogerontologische Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung von Geroprotektiva, Senotherapeutika und regenerativen Therapien. Große Forschungsinitiativen wie das TAME-Trial (Targeting Aging with Metformin) untersuchen Anti-Aging-Medikamente in klinischen Studien. Die Reprogrammierungs-Forschung arbeitet an der Umkehrung zellulärer Alterung durch Yamanaka-Faktoren. Organoid-Technologien ermöglichen es, menschliche Alterungsprozesse im Labor zu modellieren. 

Quellen & Hinweise

  • López-Otín et al. (2023). Hallmarks of aging: An expanding universe. Cell, 186(2). - DOI: 10.1016/j.cell.2022.11.001 
  • Kennedy et al. (2014). Geroscience: linking aging to chronic disease. Cell, 159(4). - DOI: 10.1016/j.cell.2014.10.039 
  • Campisi et al. (2019). From discoveries in ageing research to therapeutics for healthy ageing. Nature, 571. - DOI: 10.1038/s41586-019-1365-2