Das Thema Longevity – also die Wissenschaft von der gesunden Langlebigkeit – wächst rasant und bringt viele neue Begriffe mit sich. Ob aus der Medizin, Ernährungswissenschaft, Psychologie oder aus der Hotel- und Spa-Praxis: Wer den Überblick behalten möchte, stößt schnell auf eine Vielzahl von Fachausdrücken. Genau hier setzt unser Longevity Glossar an.

Es erklärt die wichtigsten Begriffe klar, verständlich und wissenschaftlich fundiert – von A wie Autophagie über B wie Blue Zones bis Z wie Zellregeneration. Damit erhalten Sie nicht nur eine schnelle Orientierung, sondern auch wertvolle Impulse für die praktische Anwendung im Alltag oder in der Gesundheitsprävention. Grundsätzlich gilt:

Die Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung. Bei Interesse an den Themen sollte vorab und während einer Durchführung immer eine ärztliche Konsultation erfolgen.

Das Glossar wird laufend erweitert und aktualisiert, sodass Sie jederzeit die neuesten Konzepte und Trends rund um Longevity im Blick haben.

Resveratrol

Resveratrol und Longevity

Resveratrol ist ein natürlicher Pflanzenwirkstoff (Polyphenol), der als einer der bekanntesten Sirtuin-Aktivatoren gilt und durch das "Französische Paradoxon" berühmt wurde. Dieser sekundäre Pflanzenstoff wird von Pflanzen als Schutz gegen Stress, UV-Strahlung und Pilzinfektionen produziert und kommt hauptsächlich in Traubenschalen, dunklen Beeren und Rotwein vor. In der Longevity-Forschung steht Resveratrol im Zentrum der Aufmerksamkeit, da es die gleichen molekularen Pfade aktiviert wie Kalorienrestriktion – den bewährtesten Anti-Aging-Mechanismus. Obwohl die Studienlage beim Menschen noch unvollständig ist, zeigt Resveratrol vielversprechende Effekte auf Herz-Kreislauf-Gesundheit, Entzündungshemmung und zelluläre Schutzprozesse.

Definition: Resveratrol ist ein natürliches Polyphenol mit starker antioxidativer Wirkung, das Sirtuine aktiviert und dadurch Anti-Aging-Programme in den Zellen auslöst, ähnlich den Effekten von Kalorienrestriktion.

Key Facts

  • Natürliches Stilben: Gehört zur Gruppe der Polyphenole mit stilbenartiger Struktur
  • Trans-Form aktiv: Trans-Resveratrol ist die biologisch aktive Form (im Gegensatz zu Cis-Resveratrol)
  • Französisches Paradoxon: Erklärt möglicherweise die niedrige Herzerkrankungsrate trotz fettreicher Ernährung in Frankreich
  • Sirtuin-Aktivator: Aktiviert besonders SIRT1, das "Master-Regulator" für Longevity
  • Geringe Bioverfügbarkeit: Wird schnell verstoffwechselt, daher sind spezielle Formulierungen wichtig
  • Hormesis-Effekt: Wirkt in niedrigen Dosen stimulierend, in hohen Dosen potenziell schädlich

Wissenschaftlicher Hintergrund

Mechanismus und Wirkweise

Resveratrol wirkt über mehrere molekulare Pfade: Es aktiviert SIRT1 (Sirtuin 1), wodurch zelluläre Reparaturprozesse, Mitochondrienfunktion und Stressresistenz verbessert werden. Gleichzeitig hemmt es den mTOR-Signalweg und aktiviert AMPK (AMP-aktivierte Proteinkinase), was zu einer verbesserten Autophagie und Energiehomöostase führt. Diese Mechanismen imitieren die molekularen Effekte der Kalorienrestriktion, weshalb Resveratrol als "Caloric Restriction Mimetic" bezeichnet wird.

Antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften

Als potentes Antioxidans neutralisiert Resveratrol freie Radikale und reduziert oxidativen Stress in den Zellen. Es hemmt proinflammatorische Signalwege wie NF-κB und reduziert die Produktion von Entzündungsmediatoren. Diese Eigenschaften sind zentral für seine protektiven Effekte gegen altersbedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Diabetes und neurodegenerative Erkrankungen.

Studienlage und Herausforderungen

Während Tierstudien beeindruckende lebensverlängernde Effekte zeigen, sind Humanstudien gemischt. Die Hauptherausforderung liegt in der geringen Bioverfügbarkeit: Oral eingenommenes Resveratrol wird schnell von der Leber metabolisiert. Neuere Studien mit höheren Dosen (150-500mg) oder verbesserten Formulierungen (liposomal, Mikronisierung) zeigen vielversprechendere Ergebnisse bei Herz-Kreislauf-Markern und Entzündungsparametern.

Praxisrelevanz für Longevity

Resveratrol ist eines der am besten erforschten Longevity-Supplemente und bietet einen wissenschaftlich fundierten Einstieg in die Sirtuin-Aktivierung. Für die Longevity-Praxis ist es besonders interessant, weil es die Brücke zwischen natürlicher Ernährung  und gezielter Supplementierung schlägt. Es demonstriert das Konzept der Hormesis – niedrige Dosen von Stress-induzierenden Substanzen, die positive Anpassungsreaktionen auslösen. Resveratrol macht die komplexen Mechanismen der Kalorienrestriktion praktisch zugänglich, ohne die sozialen und praktischen Herausforderungen extremer Diäten.

Konkrete Handlungstipps: Die Durchführung sollte nur nach ärztlicher Beratung stattfinden

  • Natürliche Quellen: Integrieren Sie dunkle Beeren, rote Trauben und gelegentlich Rotwein (1 Glas)
  • Synergien nutzen: Kombinieren Sie mit Quercetin und Curcumin für verstärkte Wirkung

Forschung & Projekte

Die Resveratrol-Forschung konzentriert sich aktuell auf die Verbesserung der Bioverfügbarkeit durch neue Darreichungsformen wie Nanopartikel, liposomale Formulierungen und Prodrug-Ansätze. Klinische Studien untersuchen Resveratrol bei Alzheimer, Diabetes Typ 2, nicht-alkoholischer Fettleber und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die CALERIE-Studie testet Resveratrol als Caloric Restriction Mimetic. Neue Resveratrol-Analoga mit verbesserter Pharmakokinetik werden entwickelt. Die Forschung zu optimalen Dosierungen und Anwendungszyklen wird intensiviert.

Quellen & Hinweise

  • Baur, J.A. et al. (2006). Resveratrol improves health and survival of mice on a high-calorie diet. Nature, 444(7117). - DOI: 10.1038/nature05354
  • Howitz, K.T. et al. (2003). Small molecule activators of sirtuins extend lifespan in multiple species. Nature, 425(6954). - DOI: 10.1038/nature01960
  • Tomé-Carneiro, J. & Visioli, F. (2016). Resveratrol and health: a comprehensive review. Molecular Nutrition & Food Research, 60(6). - DOI: 10.1002/mnfr.201500847