Das Thema Longevity – also die Wissenschaft von der gesunden Langlebigkeit – wächst rasant und bringt viele neue Begriffe mit sich. Ob aus der Medizin, Ernährungswissenschaft, Psychologie oder aus der Hotel- und Spa-Praxis: Wer den Überblick behalten möchte, stößt schnell auf eine Vielzahl von Fachausdrücken. Genau hier setzt unser Longevity Glossar an.

Es erklärt die wichtigsten Begriffe klar, verständlich und wissenschaftlich fundiert – von A wie Autophagie über B wie Blue Zones bis Z wie Zellregeneration. Damit erhalten Sie nicht nur eine schnelle Orientierung, sondern auch wertvolle Impulse für die praktische Anwendung im Alltag oder in der Gesundheitsprävention. Grundsätzlich gilt:

Die Inhalte dienen ausschließlich der Information und ersetzen keine medizinische Beratung. Bei Interesse an den Themen sollte vorab und während einer Durchführung immer eine ärztliche Konsultation erfolgen.

Das Glossar wird laufend erweitert und aktualisiert, sodass Sie jederzeit die neuesten Konzepte und Trends rund um Longevity im Blick haben.

mTOR-Signalweg

mTOR-Signalweg

Der mTOR-Signalweg (mechanistic Target of Rapamycin) ist einer der zentralen Schalter des zellulären Stoffwechsels. Er reguliert Wachstum, Proteinbiosynthese, Nährstoffnutzung und Autophagie. Als hochkonservierter Signalweg verbindet mTOR die Verfügbarkeit von Energie, Nährstoffen und Wachstumsfaktoren mit den fundamentalen Entscheidungen der Zelle: wachsen, teilen, reparieren – oder in den „Sparmodus“ gehen.

In der Longevity-Forschung gilt mTOR als einer der entscheidenden Alterungsfaktoren. Eine chronische Überaktivierung des Signalwegs fördert beschleunigtes Altern, Krebsentstehung und Stoffwechselkrankheiten. Umgekehrt zeigen Studien, dass die gezielte Hemmung von mTOR – etwa durch Rapamycin, Kalorienrestriktion oder intermittierendes Fasten – die Lebensspanne in zahlreichen Modellorganismen verlängert.

Definition

mTOR-Signalweg: Ein evolutionär hochkonservierter Signalweg, der das zelluläre Gleichgewicht zwischen Wachstum, Stoffwechsel und Autophagie steuert und maßgeblich die Prozesse des Alterns, der Langlebigkeit und der Krankheitsentstehung beeinflusst.

Key Facts

• Zentraler Wachstumsregulator: Steuert Proteinbiosynthese, Zellwachstum und Teilung

• Zwei Komplexe: mTORC1 (Wachstum, Autophagiehemmung) und mTORC2 (Zytoskelett, Insulinsensitivität)

• Alterungsrelevant: Chronische Aktivierung fördert Krebs, Diabetes, Neurodegeneration

• Autophagie-Kontrolle: mTORC1 hemmt die zelluläre „Müllabfuhr“ (Autophagie)

• Longevity-Faktor: Hemmung durch Rapamycin verlängert Lebensspanne in Modellorganismen

• Nährstoffsensor: Aktiviert durch Aminosäuren (v.a. Leucin), Glukose und Wachstumsfaktoren

Wissenschaftlicher Hintergrund

Entstehung und Aktivierung

mTOR wird durch Nährstoffe (v.a. Aminosäuren), Insulin/IGF-1-Signale und Energielevel (ATP) aktiviert. Zentral beteiligt sind Sensoren wie AMPK (Energiezustand) und Rag/Rheb-GTPasen (Aminosäuren).

Zwei Komplexe – zwei Funktionen

mTORC1: reguliert Proteinbiosynthese, Lipidproduktion, hemmt Autophagie
mTORC2: steuert Zytoskelett, Zellüberleben, Insulinsignalwege

Zelluläre Effekte

Überaktivierung führt zu DNA-Schäden, entzündlichen Signalwegen und Krebswachstum. Hemmung begünstigt Autophagie, zelluläre Reparatur und Stoffwechselstabilität.

Praxisrelevanz für Longevity

Der mTOR-Signalweg gilt als einer der wenigen molekularen Schalter, über den sich Alterung direkt beeinflussen lässt. Strategien zur mTOR-Modulation stehen daher im Zentrum der Longevity-Forschung:

• Kalorienrestriktion / Fasten: natürliche Hemmung von mTOR und Aktivierung von Autophagie

• Pharmakologisch: Rapamycin und Rapalogs zeigen lebensverlängernde Effekte

• Lifestyle: Proteinrestriktion (besonders Leucin), Low-Insulin-Ernährung und Bewegung

Konkrete Handlungstipps

• Intervallfasten: 16:8 oder längere Fastenperioden zur mTOR-Hemmung

• Proteinqualität: Maßvolle Proteinaufnahme, Fokus auf pflanzliche Proteine

• Bewegung: Krafttraining aktiviert kurzzeitig mTOR im Muskel (Muskelaufbau), Fastenphasen halten System im Gleichgewicht

• Polyphenole: Resveratrol, Quercetin und EGCG aus grünem Tee modulieren mTOR

• Blutzucker stabil halten: Niedrig-glykämische Ernährung reduziert Insulinsignale

Forschung & Projekte

Die mTOR-Forschung zählt zu den dynamischsten Feldern der Longevity-Wissenschaft:

• Rapamycin-Studien: Zahlreiche Modelle zeigen verlängerte Lebensspanne

• Kombinationstherapien: mTOR-Hemmung + AMPK-Aktivierung (z.B. Metformin)

• Autophagie-Trigger: Neue Substanzen (Spermidin, NAD⁺-Vorstufen) in klinischen Tests

• Personalisierte Longevity-Medizin: genetische Polymorphismen im mTOR-Signalweg als Biomarker

Verwandte Glossarbegriffe

• Autophagie – zelluläre Selbstreinigung

• AMPK – Energiesensor und Gegenspieler von mTOR

• Rapamycin – Medikament und bekanntester mTOR-Inhibitor

• Kalorienrestriktion – natürliche mTOR-Hemmung

Quellen & Hinweise

• Saxton, R.A. & Sabatini, D.M. (2017). mTOR signaling in growth, metabolism, and disease. Cell, 168(6), 960–976. DOI: 10.1016/j.cell.2017.02.004

• Laplante, M. & Sabatini, D.M. (2012). mTOR signaling in growth control and disease. Cell, 149(2), 274–293. DOI: 10.1016/j.cell.2012.03.017

• Kennedy, B.K. & Lamming, D.W. (2016). The mechanistic Target of Rapamycin: The grand conductor of metabolism and aging. Cell Metabolism, 23(6), 990–1003. DOI: 10.1016/j.cmet.2016.05.009