mTOR-Signalweg
Der mTOR-Signalweg (mechanistic Target of Rapamycin) ist einer der zentralen Schalter des zellulären Stoffwechsels. Er reguliert Wachstum, Proteinbiosynthese, Nährstoffnutzung und Autophagie. Als hochkonservierter Signalweg verbindet mTOR die Verfügbarkeit von Energie, Nährstoffen und Wachstumsfaktoren mit den fundamentalen Entscheidungen der Zelle: wachsen, teilen, reparieren – oder in den „Sparmodus“ gehen.
In der Longevity-Forschung gilt mTOR als einer der entscheidenden Alterungsfaktoren. Eine chronische Überaktivierung des Signalwegs fördert beschleunigtes Altern, Krebsentstehung und Stoffwechselkrankheiten. Umgekehrt zeigen Studien, dass die gezielte Hemmung von mTOR – etwa durch Rapamycin, Kalorienrestriktion oder intermittierendes Fasten – die Lebensspanne in zahlreichen Modellorganismen verlängert.
Definition
mTOR-Signalweg: Ein evolutionär hochkonservierter Signalweg, der das zelluläre Gleichgewicht zwischen Wachstum, Stoffwechsel und Autophagie steuert und maßgeblich die Prozesse des Alterns, der Langlebigkeit und der Krankheitsentstehung beeinflusst.
Key Facts
• Zentraler Wachstumsregulator: Steuert Proteinbiosynthese, Zellwachstum und Teilung
• Zwei Komplexe: mTORC1 (Wachstum, Autophagiehemmung) und mTORC2 (Zytoskelett, Insulinsensitivität)
• Alterungsrelevant: Chronische Aktivierung fördert Krebs, Diabetes, Neurodegeneration
• Autophagie-Kontrolle: mTORC1 hemmt die zelluläre „Müllabfuhr“ (Autophagie)
• Longevity-Faktor: Hemmung durch Rapamycin verlängert Lebensspanne in Modellorganismen
• Nährstoffsensor: Aktiviert durch Aminosäuren (v.a. Leucin), Glukose und Wachstumsfaktoren
Wissenschaftlicher Hintergrund
Entstehung und Aktivierung
mTOR wird durch Nährstoffe (v.a. Aminosäuren), Insulin/IGF-1-Signale und Energielevel (ATP) aktiviert. Zentral beteiligt sind Sensoren wie AMPK (Energiezustand) und Rag/Rheb-GTPasen (Aminosäuren).
Zwei Komplexe – zwei Funktionen
mTORC1: reguliert Proteinbiosynthese, Lipidproduktion, hemmt Autophagie
mTORC2: steuert Zytoskelett, Zellüberleben, Insulinsignalwege
Zelluläre Effekte
Überaktivierung führt zu DNA-Schäden, entzündlichen Signalwegen und Krebswachstum. Hemmung begünstigt Autophagie, zelluläre Reparatur und Stoffwechselstabilität.
Praxisrelevanz für Longevity
Der mTOR-Signalweg gilt als einer der wenigen molekularen Schalter, über den sich Alterung direkt beeinflussen lässt. Strategien zur mTOR-Modulation stehen daher im Zentrum der Longevity-Forschung:
• Kalorienrestriktion / Fasten: natürliche Hemmung von mTOR und Aktivierung von Autophagie
• Pharmakologisch: Rapamycin und Rapalogs zeigen lebensverlängernde Effekte
• Lifestyle: Proteinrestriktion (besonders Leucin), Low-Insulin-Ernährung und Bewegung
Konkrete Handlungstipps
• Intervallfasten: 16:8 oder längere Fastenperioden zur mTOR-Hemmung
• Proteinqualität: Maßvolle Proteinaufnahme, Fokus auf pflanzliche Proteine
• Bewegung: Krafttraining aktiviert kurzzeitig mTOR im Muskel (Muskelaufbau), Fastenphasen halten System im Gleichgewicht
• Polyphenole: Resveratrol, Quercetin und EGCG aus grünem Tee modulieren mTOR
• Blutzucker stabil halten: Niedrig-glykämische Ernährung reduziert Insulinsignale
Forschung & Projekte
Die mTOR-Forschung zählt zu den dynamischsten Feldern der Longevity-Wissenschaft:
• Rapamycin-Studien: Zahlreiche Modelle zeigen verlängerte Lebensspanne
• Kombinationstherapien: mTOR-Hemmung + AMPK-Aktivierung (z.B. Metformin)
• Autophagie-Trigger: Neue Substanzen (Spermidin, NAD⁺-Vorstufen) in klinischen Tests
• Personalisierte Longevity-Medizin: genetische Polymorphismen im mTOR-Signalweg als Biomarker
Verwandte Glossarbegriffe
• Autophagie – zelluläre Selbstreinigung
• AMPK – Energiesensor und Gegenspieler von mTOR
• Rapamycin – Medikament und bekanntester mTOR-Inhibitor
• Kalorienrestriktion – natürliche mTOR-Hemmung
Quellen & Hinweise
• Saxton, R.A. & Sabatini, D.M. (2017). mTOR signaling in growth, metabolism, and disease. Cell, 168(6), 960–976. DOI: 10.1016/j.cell.2017.02.004
• Laplante, M. & Sabatini, D.M. (2012). mTOR signaling in growth control and disease. Cell, 149(2), 274–293. DOI: 10.1016/j.cell.2012.03.017
• Kennedy, B.K. & Lamming, D.W. (2016). The mechanistic Target of Rapamycin: The grand conductor of metabolism and aging. Cell Metabolism, 23(6), 990–1003. DOI: 10.1016/j.cmet.2016.05.009